Entwicklung der Hühnerrassen

Eine sogenannte Domestikation und Selektierung mit dem Ziel der Erzüchtung gewisser Eigenschaften fand über viele Jahrhunderte hinweg statt. So wurden unter anderem eine höhere Eier- und Fleischproduktion oder ein besonderes Aussehen der Hühnerrassen angestrebt. 

Die sehr lange Domestikationsgeschichte und die verschiedensten Züchtungsversuche trugen zum Entstehen zahlreicher unterschiedlicher Rassen in verschiedensten Merkmals-, Form- sowie Farbvarianten bei. Der europäische Rassegeflügelstandard führt derzeit knapp 200 Rassen und Farbschläge als anerkannt. Bedauerlicherweise erweitert sich die Zahl an Hühnerrassen heutzutage kaum noch. Eher ein Verlust an Vielfalt ist zu verzeichnen: Immer mehr Hühnerrassen sind vom Aussterben bedroht und wurden in die Listen der gefährdeten Nutztierrassen aufgenommen. Ursache für das vermehrte Verschwinden gewisser Rassen ist die häufig als unzureichend eingeschätzte Wirtschaftlichkeit regulärer Rassen. So leisten fast ausschließlich Hobbyzüchter*innen die Zuchtarbeit, während in der Geflügelindustrie hauptsächlich speziell für Massentierhaltung gezüchtete Hybridhühner Einsatz finden.

Hybridhühner statt Hühnerrassen

Diese leistungsstarken Hybridtiere, die als Masthühner überaus rasch Fleisch ansetzen und als Legehennen eine Legeleistung von bis zu 300 Eiern pro Jahr zeigen, werden unter tierunwürdigen Bedingungen zu Tausenden in viel zu kleinen Käfigen gehalten. Von Wertschätzung für die Tiere lässt sich hier keinesfalls sprechen, die Hühner dienen lediglich dazu, günstige Eier und billiges Fleisch zu „produzieren“. Doch auch die Bodenhaltung ist nicht artgerechter: Bis zu 18 Tiere leben hier auf einem Quadratmeter zusammen. In einem solchen Stall werden somit bis zu 6000 Hennen auf engstem Raum zusammen gehalten. Diese Menge an Tieren in der Herde überfordert die Hühner bei der Bildung ihrer Rangordnung maßlos, weshalb Verhaltensstörungen wie Federpicken oder sogar Kannibalismus unter derartigen Haltungsbedingungen keine Seltenheit sind. Der große Stress, dem die Tiere ausgesetzt sind, führt teilweise auch zu einem plötzlichen Tod.

„Je hilfloser ein Lebewesen ist, desto größer ist sein Anspruch auf menschlichen Schutz, vor menschlicher Grausamkeit.“

Mahatma Gandhi

Freilandhaltung

Sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung ist die sogenannte Freilandhaltung. Hier muss den Hühnern jeden Tag Auslauf im Freien gewährt werden. Am tierfreundlichsten ist selbstverständlich die Haltung der Tiere nach biologischen Aspekten, bei der neben ausreichend Freilauf weitere Vorschriften wie etwa die Herkunft des Futters aus biologischer Landwirtschaft eingehalten werden müssen. Am schönsten ist für Hühner jedoch eine kleine private Hobbyhaltung in einem Garten, da die Tiere hier in nicht zu großen Herden zusammenleben können und ihnen meist besonders viel Pflege und Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Kampfhahnepoche

Vermutet wird, dass die ersten domestizierten Hähne nicht so sehr aufgrund ihres Fleisches gehalten wurden, sondern vielmehr für sogenannte Hahnenkämpfe. Diese grausamen Wettkämpfe waren bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts weltweit verbreitet und beliebt. Dabei wurden zwei Hähne in einer kleinen Arena aufeinander losgelassen, um die Zuseher*innen zu unterhalten. Hierfür wurde der natürliche Instinkt des Hahnes genutzt, sein Revier gegen Rivalen zu verteidigen. Gekämpft wird so lange, bis das unterlegene Tier aufgibt und sich zurückzieht, oder, und das stellt leider den häufigeren Fall dar, bis der besiegte Hahn an seinen Verletzungen stirbt. Die Zuschauer*innen geben zudem während des Kampfes Wetten ab. Aus Tierschutzsicht sind derartige Kämpfe strikt abzulehnen, weshalb sie heutzutage in fast allen Ländern der westlichen Welt verboten sind. Allerdings muss gesagt werden, dass in einigen Regionen, unter anderem in Gebieten Frankreichs, bis heute Hahnenkämpfe durchgeführt werden dürfen und teilweise auch illegal stattfinden.