Dass das Sozialleben von Säugetieren wie etwa Affen oder Wölfen von einer Rangordnung geprägt ist, dürfte bekannt sein. Doch auch unsere Haushühner weisen eine ausgeprägte Hierarchie innerhalb der Herde auf. Die Hackordnung, die inzwischen bei anderen Tieren vermehrt als „Rangordnung“ bezeichnet wird, wurde vermutlich sogar ursprünglich an Hühnern erforscht und erst danach bei anderen Tierarten entdeckt.
Setzen Sie sich doch einmal zu Ihrer eigenen Hühnerherde, beobachten sie das Verhalten der Tiere genau und protokollieren Sie eventuell sogar mit. So werden Sie bald feststellen können, wie sich die Hackordnung Ihrer eigenen Tiere gestaltet. Besonders deutlich werden die Rangverhältnisse am Pickverhalten der Hühner: Ranghöhere Tiere picken randniedrigere, die selbst wiederum noch rangniedrigere picken. So wird letztendlich zu erkennen sein, dass ein einziges Huhn alle anderen Hühner hackt und selbst fast nie gehackt wird. Bei diesem Tier handelt es sich, sofern ein männliches Tier vorhanden ist, um den Hahn. Genannt wird dieses Huhn auch „Alpha-Huhn“. Das Huhn am untersten Ende der Hierarchie, das allen anderen Hühnern unterlegen ist, wird hingegen als „Omega-Huhn“ bezeichnet. Die anderen Hühner, die weder am obersten noch am untersten Ende dieser Rangskala liegen, verfügen über eine Position, die sich durchaus regelmäßig verändern kann. Den ranghöheren Tieren wird der Anspruch auf bestimmte Vorteile oder Annehmlichkeiten zugestanden. So dürfen sie etwa bei der Fütterung den besten Platz einnehmen oder sich nachts auf die schönste Stelle auf den Sitzstangen zurückziehen.
Doch wozu eigentlich diese Hackordnung? Wissenschaftler*innen erklären eine solche Hierarchie als für die Vorfahren unserer Haushühner sinnvoll, da sich so ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Tierarten ergebe. Durch die Rangordnung würden sich nämlich meist ranghöhere und körperlich überlegene Tiere stärker fortpflanzen als rangniedrige, was zu robusterem und kräftigerem Nachwuchs führen würde. Neben diesem Mechanismus des „Überlebens des Fitteren“ bietet die Rangordnung weit mehr Vorteile. So werden damit Streitereien vermieden, wenn keine Unklarheiten mehr darüber bestehen, welches Tier beispielsweise zuerst fressen darf. Zudem wissen die Hühner, dass dem ranghöchsten Tier die Aufgabe zukommt, die ganze Herde zu schützen. Somit ist es das Alpha-Huhn, welches die anderen Herdenmitglieder vor Gefahren warnt, ihnen den Weg zu besonders guten Nahrungsquellen zeigt oder sogar bei Streitigkeiten unter anderen Hühnern eingreift.
Hackordnung & Hahn
Hähne übernehmen innerhalb der Hühnerherde weit mehr Aufgaben als nur die Sicherung des Nachwuchses, auch wenn die Paarung mit den weiblichen Tieren wohl zu den wichtigsten gehört. Auch die Rolle des Beschützers erfüllt der Hahn. So warnt er bei Gefahren durch Feinde wie etwa Greifvögel oder Füchse und verteidigt im Ernstfall auch seine Hennen. Zudem führt er die Herde an und sucht besonders gute Futterstellen oder Ruheplätze für die Hühner. Auch für die Aufrechterhaltung der Harmonie unter den Hennen ist der Hahn zuständig, da er beispielweise bei Unstimmigkeiten unter den Hennen für Frieden sorgt. Wenn es in der Herde keinen Hahn gibt, übernimmt häufig die ranghöchste Henne den Großteil seiner Aufgaben.