In erster Linie sollten sich Hühnerhalter*innen fragen, welche Methode der Brut sie bevorzugen: Kunstbrut oder Naturbrut?
Professionelle Züchter*innen verwenden hauptsächlich einen Brutapparat, denn so lassen sich beliebig viele Küken zu beliebigen Terminen ausbrüten. Wer jedoch nicht so sehr auf einen bestimmten Bruttermin achten muss, kann einer Glucke zur Naturbrut ruhig ein paar Eier geben. Zudem ist es schön mitanzusehen, wie eine Glucke ihre Küken versorgt, bemuttert und großzieht.
Wer als Züchter*in auch Ausstellungen besucht, sollte von der natürlichen Brut eher absehen. Es steht nämlich nur in den seltensten Fällen eine Glucke zur Verfügung, wenn sie gebraucht wird. Die Ausstellungen finden zudem zu den verschiedensten Zeiten im Jahr statt und die Tiere müssen bis dahin schon groß sein. Daher beginnt die künstliche Lichtgabe oft schon im November. Die Küken schlüpfen dann im Januar. Hier ist es jedoch noch zu kalt für eine Glucke und ihre Küken, um draußen herumzulaufen. → Kunstbrut
Üblicherweise werden schwere Rassen im Januar gebrütet, mittelschwere im Februar und leichte im März. Prinzipiell sollte bei der Naturbrut das Wetter schon so warm sein, dass die Küken ins Freie können.
Die Naturbrut
Ist eine Glucke brütig, ist das an ihren Glucklauten hörbar und sie bleibt den ganzen Tag auf dem Nest sitzen. Steht mit Sicherheit fest, dass sie wirklich brüten will, dann wird ein eigenes Nest hergerichtet. Üblicherweise ist der Stall als Brutraum für die Glucke ideal. Wer Fallennester hat, schließt die Klappe von selbst und die Henne ist von den anderen Hennen getrennt. Durch ein Stück Stoff lässt sich das Nest noch etwas abdunkeln, um es der Henne gemütlicher zu machen.
Das Nest sollte aus einer dicken Schicht Heu bestehen. Sobald sich die Glucke in dem Nest eingelebt hat, können ihr die Eier gegeben werden. Die Anzahl der Eier richtet sich danach, wie viele die Glucke gut abdecken kann. Allerdings sollten es auch bei sehr großen Rassen nicht mehr als 15 Eier sein, da sonst der Bruterfolg deutlich sinkt. Die Eier sollten dabei am besten so frisch wie möglich sein, denn je älter, desto schlechter die Entwicklung. Eier, die über vier Wochen alt sind, sollten nicht mehr verwendet werden.
Wer die Eier noch sammeln muss, lagert sie bestenfalls in einem Kühlschrank bei einer Temperatur von 8 °C bis 12 °C. Dabei werden die Eier auf die Spitze gestellt. Sie können auch seitlich liegen, allerdings müssen sie dann täglich mindestens zweimal gewendet werden, damit sich der Dotter nicht senkt. Sind die Eier zugesendet worden, so müssen diese zuerst mindestens 48 Stunden ruhig liegen bleiben, bis sie zur Glucke kommen.
Tipp:
Mein Stallbuch zur Hühnerhaltung
Eier-Legeliste, Tierbestand, Medikamentenliste:
(Tierhaltungs- und Bestandsregister)
Unterstützung während der Brut
Nun liegt es bei den Halter*innen, die Glucke zu versorgen. Dazu wird sie einmal täglich vom Nest gehoben, damit sie fressen, trinken und sich entleeren kann. Außerdem badet sie bei schönem Wetter auch sehr gerne im Staub. Dabei besteht kein Grund zur Sorge, dass sie dies zu lange tun könnte, denn die Henne weiß bei der Naturbrut von selbst, wann sie wieder auf die Eier zurückkehren muss, auch wenn sie schon kalt sind.
Als Futter reichen abends nur Körner, da diese lange verdaut werden und so die Glucke länger sättigen. Ist die Brut im Stall nicht möglich, so kann etwa auch ein Pappkarton im Keller verwendet werden. Futter und Wasser können dann in ungefähr einem Meter Abstand zum Nest gereicht werden, denn die Glucke versorgt sich dann selbst.
Am 7. Tag folgt das Schieren der Eier. Schieren bedeutet das „Durchleuchten der Eier„, um festzustellen, welche sich entwickelt haben und welche nicht. Unentwickelte Eier sind daran erkennbar, dass sie innen noch ganz klar sind. Diese können ausgesondert werden.
Am 20. Tag durchstoßen die Küken schließlich mit dem Eizahn die Eierschale. Danach kann es noch bis zu 14 Stunden dauern, bis sie vollständig schlüpfen. Am 21. Bruttag kann die Henne mit ihrem Schlupf vom Nest genommen und in den Aufzuchtstall übersiedelt werden.
Ziehmutter für Rasseküken
Auch bei der Naturbrut besteht die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, welche Rassen ausgebrütet werden sollen. Dafür werden der brütenden Henne die Bruteier der gewünschten Rasse untergeschoben, während die anderen Eier entfernt werden. Erneut gilt: Nicht mehr als 15 Eier pro Glucke. Je weniger, desto besser.
Der Eiertausch funktioniert meist problemlos, doch er erfolgt am besten abends. Hier sind Hühner meist entspannter und durch ihre schlechte Nachtsicht (siehe Sinne der Hühner) merken sie kaum etwas.
Gipseier
Wenn keine Nachkommen der Gluckenrasse gewünscht werden, können die Bruteier gegen Gipseier (hier erhältlich*) ausgetauscht werden, um den Bruttrieb der Henne zu stillen. Fairerweise sollten der Henne aber nach 21 Tagen zumindest drei Küken untergesetzt werden. Die Rasse spielt keine Rolle, also kann der Glucke auch die gewünschte Rasse untergesetzt werden und diese wird die Küken großziehen. Dadurch erübrigt sich die Aufzucht mit Wärmelampe und co., die mit deutlich höherem Aufwand verbunden ist.
Top-PRodukt*:
Kerbl Nesteier aus Ton für Hühner
Die Küken sollten der Henne vorzugsweise am Abend untergeschoben werden. Dabei sollten diese bestenfalls nicht älter als zwei bis drei Tage sein. Bei der Glucke spielt sich bei diesem Geschehen folgende natürliche Reaktion im Kopf ab: Oh, was zappelt denn da plötzlich unter mir? Wer und was piepst da? Was ist das? Ein Küken? Viele Küken? Meine? Ja!
→ Weiterlesen: Eientwicklung